Unsere Kirchen brauchen offensive Werbung


Großes Interesse fand die Veranstaltung des Evangelischen Forums Werra-Meißner „Was sind unsere Kirchen wert, wenn die Kirchenbänke leer bleiben?“, die am Dienstag, 25.02.2025 im Cafe‘ Himmelspforte der St. Crucis Kirche in Bad Sooden-Allendorf stattfand.
Dr. Karin Berkemann stellte in ihrem Impulsvortrag das Manifest „Kirchen sind Gemeingüter“ vor. Die nichtkirchliche Initiative fordert, ein breites gesellschaftliches Engagement, um Kirchengebäude vor dem Zerfall oder Abriss zu bewahren. Sie seien Kulturgüter und spielten auch für das Gemeinwohl eine wichtige Rolle. Dafür müssten Kirchen aber radikal offene Orte werden, und neue Nutzungen, z.B. für Kommunen, Vereine und andere Initiativen ermöglichen. In ihrem Vortrag zeigte sie interessante Beispiele, wie Kirchengebäude durch Kooperationen neue Nutzungen erfahren und damit der Schließung oder dem Verfall entgehen.
In den sehr angeregten Tischgesprächen wurde deutlich, dass in vielen Kirchen im Kirchenkreis schon jetzt nicht nur Gottesdienste, sondern auch für Konzerte, Führungen, Vorträge, Ausstellungen stattfinden, alternative Nutzungen mit Kooperationspartnern aber noch nicht wirklich im Blick sind. „Wir müssen viel offensiver aufeinander zugehen,“ sagte Bürgermeister Lukas Sittel aus Witzenhausen und meinte damit sowohl die Kirchengemeinden als auch die Kommunen und Vereine.
Im Kirchenkreis Werra-Meißner gibt es 139 evangelische Kirchengebäude, für die 107 Kirchenvorstände zuständig sind. Für viele Kirchengemeinden sind sie in der Unterhaltung zu teuer und zu groß für die wenigen Gläubigen, die zum Gottesdienst zusammenkommen.
Dennoch sind sie durch ihre zentrale Lage im Ortskern, ihre Architektur und Ausstattung auch Orte, die für Orientierung, Sinn, Gottesnähe und soziale Verantwortung stehen und damit unverzichtbar für das Gemeinwesen seien, so Berkemann.
Der Abend war für viele Kirchenvorsteher und Kirchenvorsteher, aber auch andere Personen aus den Kommunen ein wichtiger Anstoß darüber nachzudenken, wie man vor Ort das Interesse an den Kirchengebäuden erhöhen kann und wie Kirchengebäude noch genutzt werden könnten.
Dass sich damit nicht nur Chancen, sondern auch Befürchtungen verbinden, wurde ebenso deutlich. „Wie weit darf man gehen?“ fragte eine Teilnehmerin und eine andere „Was muss ich tun, wenn ich mich engagieren will?“
Wenn die „Kirche im Dorf“ bleiben soll, braucht es das Engagement und die Debatte.